Was genau ist das Gerontopsychiatrische Symposium?
Die jährlich im Herbst stattfindende ganztägige Veranstaltung ist landesweit bekannt und „ein Jour fixe für alle, die sich in Niedersachsen für die Belange alter Menschen mit psychischen Erkrankungen einsetzen“, so bringt es Ansgar Piel (Arzt, Sozial- und Gesundheitsmanager) vom Psychiatriereferat des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung auf den Punkt. Das Symposium ist mit Vorträgen sowie Podiumsdiskussionen ausgestaltet, bietet fachlichen Austausch und zeigt neue Aspekte auf. Ein aktuelles Thema wird interdisziplinär betrachtet, Impressionen sowie Perspektiven in Praxis und Wissenschaft gegeben. Gern wird das Symposium genutzt, um Kontakte zu knüpfen und miteinander ins Gespräch zu kommen.
Das ambet Kompetenzzentrum Gerontopsychiatrische Beratung veranstaltet gemeinsam mit dem Caritas Forum Demenz Fachtagungen, Seminare und Informationsveranstaltungen, um die Kompetenzen und den Austausch innerhalb der niedersächsischen Versorgungslandschaft zu stärken sowie ein Thema inhaltlich voranzubringen. Das Gerontopsychiatrische Symposium ist eine dieser Veranstaltungen.
Das 16. Gerontopsychiatrisches Symposium 2024 zum Thema „(Letzte) Wege begleiten: Sterben und Tod als Teil der gerontopsychiatrischen Versorgung“ fand am 23. Oktober 2024 statt.
Die hohe Anzahl der Teilnehmenden verdeutlichte die Relevanz dieses sensiblen Themas für die Akteur*innen in der Gerontopsychiatrie.
Das Symposium wurde durch Begrüßungsworte von Ansgar Piel (Nds. Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung), Prof. Dr. Detlef Dietrich (Vorsitzender des Landesfachbeirates Psychiatrie Niedersachsen) sowie Melissa Braun & Karoline Adamski (Gerontopsychiatrische Kompetenzzentren und Landesfachstellen Demenz – ambet KoGeBe und CFD) eröffnet.
Das Symposium zeichnete sich durch eine Reihe interessanter Vorträge aus, die nicht nur informierten, sondern auch zum Nachdenken anregten und emotional berührten.
Foto: Janne Cremer, Ansgar Piel-Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung,
Melissa Braun- ambet Kompetenzzentrum, Karoline Adamski, Caritas Forum Demenz,
Prof. Dr. med. Detlef E. Dietrich-Ameos Klinikum Hildesheim
Der Vortrag, „Leben am Lebensende: Versorgungsrealität und Herausforderungen am Lebensende“ durch Prof. Dr. Kemper machte u. a. deutlich, wo Menschen gerne sterben möchten und wie die Realität aussieht.
Prof. Dr. Kemper_Leben am Lebensende
Die erfahrene Trauerbegleiterin Kirsti Gräf verdeutlichte, dass nicht nur Erste-Hilfe-Kurse, sondern auch Letzte-Hilfe-Kurse eine wertvolle Unterstützung für Menschen darstellen können.
Im anschließenden Vortrag „Im Sinne des Menschen – Voneinander lernen, Erfahrungen aus der AG „Palliative Care und Psychiatrie“ der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) hob Dr. phil. Elisabeth Jentschke die Bedeutung einer würdevollen Versorgung am Lebensende hervor, ebenso wie die essentielle von Empathie geprägte Haltung der Begleitenden. Sie erläuterte zudem den Nutzen retrospektiver Fallsupervision.
Dr. Jentschke_Im Sinne des Menschen
Der Vormittag wurde durch den lebendigen Vortrag „Leben und Sterben im ewigen Augenblick! Sterben Menschen mit Demenz anders?“ von Dr. Stephan Kostrzewa abgerundet. Er veranschaulichte, dass Menschen mit fortgeschrittener Demenz fast nur noch in der Gegenwart leben und ihr Sterben somit im „ewigen Augenblick“ stattfindet.
Dr. Kostrzewa_Leben und Sterben im ewigen Augenblick
Am Nachmittag stand das Thema Suizid im Mittelpunkt.
Der Vortrag „Assistierter Suizid und ethische Aspekte in der Gerontopsychiatrie“ von Dr. Michael Wunder beleuchtete unterschiedliche ethische Aspekte, darunter den möglichen Druck von außen, der den Wunsch nach Suizid beeinflussen kann sowie die emotionalen und psychologischen Folgen für die Angehörigen und das Umfeld.
Dr. Wunder_Assistierter Suizid
Inhaltlich wurde das Symposium durch den Vortrag „Suizidprävention“ von Anne Elsner von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention Leipzig abgerundet. Sie erläuterte die wesentlichen Elemente für eine erfolgreiche Suizidprävention.
Die Präsentation von Anne Elsner (Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention Leipzig) zum Thema Suizidprävention erhalten Sie auf Anfrage unter anne.elsner@deutsche-depressionshilfe.de
Trotz des an sich schweren Themas brachte das Symposium viele heitere Momente und eine gewisse Leichtigkeit mit sich, was vor allem dem Moderationsteam, bestehend aus Janne Cremer alias Clown Linn und Moderator André Voss zu verdanken war.
Die Antworten auf die Fragen der Moderator*innen, was die Referierenden noch auf ihrer Bucket List haben, bevor sie sterben, ließen diese persönlich und nahbar erscheinen.
Zudem schuf die eingestreute pantomimische Übersetzung der Redebeiträge in die Clowns-Sprache durch Clown Linn eine eigene und lebendige Darstellung der Themen. In Szenen im Rahmen des Improvisationstheaters behandelten die beiden das Thema Tod an diesem Tag nicht nur mit der angemessenen Würde, sondern auch mit einer Prise Humor und viel Lebensmut.
Den stimmungsvollen Abschluss bildete ein von André Voss spontan komponierter Song, inspiriert von den Beiträgen der Referierenden, der die Eindrücke des Tages eindrucksvoll zusammenfasste.
Voss_Abschlusssong zum Symposium
Janne Cremer ist Theaterpädagogin (BA) und Clown. Als Clown Linn ist sie in ganz Deutschland und in der Schweiz unterwegs. Im Sommer ist sie auch als Schafhirtin tätig und lebt auf der Alm. Als Theaterpädagogin hat sie zuletzt mit Selbsthilfegruppenmitgliedern einer Selbsthilfekontaktstelle gearbeitet. Auf Instagram findet man sie unter: clown.linn.
André Voss ist staatlich examinierter Psychiatriepfleger. Er arbeitet freiberuflich an der Schnittstelle von Gesundheitswesen und Kultur, u.a. als Theaterpädagoge (B.A.), Workshop-Leitung, Regisseur, Schauspieler, Moderator und Poetic Recorder (lyrische Protokollarbeit mit dem Ziel eines zusammenfassenden Poetry Slams am Ende von Veranstaltungen). Bei der Deutschen Gesellschaft für Theatertherapie macht er aktuell eine Ausbildung zum Theatertherapeuten. Seit 2017 leitet er das inklusive Eintopftheater, welches mit psychisch kranken Menschen Theaterstücke entwickelt und auf die Bühne bringt. www.eintopftheater.de